
Zum zweiten Mal zu Gast in Schwerte: Dr. Eckart von Hirschhausen.
Schwerte. Fans von Dr. Eckhart von Hirschhausen werden am Donnerstag auf ihre Kosten gekommen sein. Und die anderen? Von „naja, er ist ganz gut“ über „da hatte ich mir mehr versprochen“ bis „ich fahre jetzt Borussia gucken“ gingen die Kritiken in der Pause. Minderheiten, gewiss. Aber sie waren nicht die einzigen, die die Verbindung zur Kleinkunst gesucht haben. Hirschhausens Auftritt war nicht die Reise ins Absurde, ins Komische, ins Nachdenkliche und in die andere Facetten, die dieses Genre bietet und wie man es von der Kleinkunst kennt. Medizinisches Kabarett nennt das Fernsehschwergewicht das, was er auf die Bühne bringt. Es war ein Vortrag mit Pointen getreu dem Titel „Humor hilft heilen“. Vor lauter Lachen schlug sich aber niemand auf die Schenkel.
Bis auf den letzten Platz gefüllt
Immerhin, Dr. Eckhart von Hirschhausen hat im Rahmen der 60. Schwerter Kleinkunstwochen die Halle 3 der Rohrmeisterei bis auf den letzten Platz gefüllt. Das ist den Chapertons nicht gelungen und auch nicht Tina Teubner. Hirschhausen hat eben Gewicht, genießt Ansehen in der Nation. Das hat er sich erarbeitet, und deshalb braucht so ein Mann wie er auch kein voluminöses Bühnenbild. Seines ist sparsam. Ein Hocker, ein Stehtisch, darauf seine Arzttasche. Darin ein Gehirn. „Ich hoffe, Sie haben Ihres auch dabei“, sagt er und erkärt, dass Humor Areale in diesem komplexen Wunderding belebt, von denen wir glaubten, dass es sie gar nicht gibt.
Und so verpackt er Informationen über das, was mit uns und in uns passiert, wenn wir Tränen lachen und der Frage nachgehen, ob wir uns mehr als zweimal halb tot lachen können, mit Humor. Ja, sagt der Doktor, wir können uns mehr als zweimal halb tot lachen. Eckart Hirschhausen fasst zusammen, was er in 30 Jahren zur Heilkraft des Lachens sammeln konnte. Dazu gehören Witze. Die kann er. Gut sogar. Wie den von dem Jungen, der provozierend langsam vor der Straßenbahn her radelt, bis der Fahrer ihn anherrscht: „Kannst du nicht woanders fahren“. „Ich schon, aber du nicht“.
Engagement in der Stiftung
Sein Vortrag dauert lange. Mehr als eine Stunde ist er im ersten Teil unterwegs – am Ende mit dem Hinweis auf Bücher und CDs, die vollgepackt sind mit Witzen und die er mit Hellmuth Karasek, Jürgen von der Lippe und Guido Cantz eingespielt hat. Aha, Verkaufsstrategien? Ja, aber nicht für die eigene Tasche. Es ist die Stiftung „Humor hilft heilen, die ihm am Herzen liegt. Vor 15 Jahren kam die Idee nach Deutschland, Clowns in Krankenhäuser zu bringen. Denn Gesunde können sich kranklachen – und Kranke gesund. Professionelle Clowns bringen Leichtigkeit, muntern kleine und große Patienten auf und stärken Hoffnung und Lebensmut. Zwei von ihnen erzählten dazu am Donnerstag auf der Schwerter Bühne. Eckart von Hirschhausen unterstützt diese Idee von Anfang an aktiv. Gefördert werden Clowns, Ärzte und Pflegekräfte, um die Stimmung in Krankenhäusern froher zu gestalten, durch Weiterbildung, Begleitforschung und neue Clown-Sprechstunden! Denn es gibt noch viele Kliniken und Ambulanzen, die ein Lächeln mehr brauchen können.
Sozialmedizinisches Engagement
Das alles verleiht seinem Auftritt (übrigens schon der zweite in Schwerte nach seinem Auftritt vor 13 Jahren, „als mich noch keine Sau kannte“) eine besondere Note abseits der Kleinkunst. In den Mittelpunkt rückt sein sozialmedizinisches Engagement. Der Verkauf in der Pause ist diesem Engagement untergeordnet. Danach geht es weiter mit seinem wissenschaftlich-kabarettistischem Vortrag. Die Uhr schlägt 22.40 Uhr, als Dr. Eckhart von Hirschhausen die Bühne verlässt. Fotografen hatten ihr Arbeitsgerät zu diesem Zeitpunkt schon lange eingepackt. Denn der Meister hatte das Fotografieren nur in der ersten Viertelstunde erlaubt. Dass wegen Filmmitschnitten nicht nur die Bühne, sondern die gesamte Halle vor allem im ersten Teil hell erleuchtet war, war nicht unbedingt stimmungsfördernd.
Wir freuen uns jetzt auf den 8. April. Dann gastiert „Doble Mandoble“ in der Rohrmeisterei. Ab 19.30 Uhr wird dann Kleinkunst wieder zur Kleinkunst. Wie herrlich!